Schulgeschichte

50 Jahre BS GAV

Schule

Im Jahr 1968 bezog die BS GAV den 1. Bauabschnitt des Neubaus an der Ellmersstraße, nachdem sich der ursprünglich für die Schule vorgesehene Standort im Stephaniviertel an der Weser als zu klein erwiesen hatte. Seitdem haben rund 28.000 Auszubildende hier den schulischen Teil ihrer beruflichen Ausbildung absolviert.

Zusammengestellt wurde der folgende historische Rückblick von Studiendirektor a.D. Siegfried Wehrmann.

Im 19. Jahrhundert gab es in Bremen (und anderswo) Fortbildungslehrgänge – auch bekannt als freiwillige Sonntagsschulen, angeboten z.B. von kaufmännischen Bildungsvereinen, Unterricht erteilte der „Kaufmännische Verein Union“ – später: Handelsschule der Union. Um die Jahrhundertwende 1900 gab es dann den ersten planmäßigen Berufsschulunterricht für die jungen Kaufleute der Großhandelsunternehmen. Die Handelsschule der Union war inhaltlich und strukturell eine berufsbegleitende Schule. Sie ist die Vorläuferin der Berufsschule für den Groß- und Außenhandel.

Balgebrückstraße
Balgebrückstraße 31

1902 errichtet der private Verein „Union von 1801, kaufmännischer Verein Bremen“ in der Balgebrückstraße 31 ein eigenes Schulhaus.

Seit dem 1. Oktober 1902 Schulgebäude der „Union”. Dieses rote Klinkergebäude wurde nach dem Wiederaufbau noch bis Ende der 60er Jahre von kaufmännischen Schulen genutzt, aber dann 1968/1969 abgerissen.

Stundenplan

Einige Anmerkungen: Neben dem Unterricht in Betriebslehre erhielten die Lehrlinge den o.a. „Klassenunterricht”. 1903 hieß es: „Die Schule soll vor allen Dingen die Allgemeinbildung, wenn auch unter ständiger Berücksichtigung der Forderungen der kaufmännischen Praxis, erweitern”. Man beachte: Der Unterricht fand jeden Werktag vor Arbeitsbeginn statt! Unter den 14 bis 30 Jahre alten Schülern gab es auch Prokuristen und Bevollmächtigte. Ab 1910 gab es auch wahlfreie Kurse: Handelskunde und Handelskorrespondenz, Volkswirtschaftslehre und Schönschreiben.

Handelsschule der Union

1922
Aufgrund des Bremischen Fortbildungsschulgesetzes wurde eine „Staatliche Pflichtfortbildungsschule für den Großhandel” eingerichtet, die verwaltungsmäßig der „Union” angegliedert wurde. Somit gab es jahrelang nebeneinander:

  • die freiwillige Berufsschule der Union für den Großhandel und
  • die staatliche Pflicht-Berufsschule für den Großhandel.

1938 wurde mit dem Erlass des Reichspflichtschulgesetzes die Schulpflicht einheitlich auf 3 Jahre festgelegt; vorher galten für Schüler 2 Jahre, für Schülerinnen aber 3 Jahre. Der Unterricht wurde fachlich gegliedert in Großhandel, Außenhandel, Spedition (und andere).

1942
Die o.a. freiwillige Schule wurde verstaatlicht. Von da an gab es die einheitliche, selbstständige Berufsschule für den Großhandel. Die „Union” übereignet ihre Schulgebäude der Stadt Bremen: das repräsentative Gebäude Balgebrückstraße 31 sowie Wachtstraße 9/13 und Tiefer 24.

1946
Mit Genehmigung der US-Militärregierung konnte diese Schule im April den Unterricht wieder aufnehmen. Es gab zunächst Lehrermangel, weil die Militärregierung viele Lehrer vom Unterricht ausgeschlossen hatte; nach ihrer Entnazifizierung wurden viele wieder eingestellt.

1947
Alle kaufmännischen Schulen der Stadt Bremen wurden unter einheitlicher Leitung unter der Bezeichnung Kaufmännische Bildungsanstalten zusammengefasst.

1949 nutzten die kaufmännischen Schulen insgesamt z.B. Räume an folgenden Standorten: Balgebrückstraße, Schule Delmestraße, Verein „Vorwärts”, Schule Kantstraße und Schule Barkhof.

1953 kommen wegen der stark steigenden Schülerzahl noch folgende Standorte hinzu: Altes Gymnasium Kunstschule, Oberschule Dechanatstraße, Landwirtschaftsschule, Oberschule Kleine Helle, C.V.J.M.-Heim (Lerchenstraße) und Oberschule Waller Ring. An bis zu 14 Standorten ging es z.T. nur um wenige Räume, und das manchmal auch nur nachmittags.

1954 wurde im Mai das mit kräftiger Unterstützung der USA errichtete Berufsbildungszentrum (kurz: BBZ) mit den Blöcken A, B, C, D an der Doventorscontrescarpe in Betrieb genommen. Den Kaufmännischen Bildungsanstalten wurden die Gebäude C und D zugewiesen, wobei die Großhandels-, Außenhandels- und Verkehrsklassen im Block D unterrichtet wurden.

BBZ
BBZ

Aber auch die Gebäude des BBZ reichten nicht für alle Klassen aus, und so hatten einige unserer Klassen ihr „Zuhause” in der Landwirtschaftsschule am Stern. Dieses Eckgebäude zwischen Parkallee und Wachmannstraße hatte unmögliche, verwinkelte Klassenräume – aber einen herrlichen Pausenhof: den Bürgerpark!

Landwirtschaftsschule
Landwirtschaftsschule

1961
Am 1.4. wurden die „Kaufmännischen Bildungsanstalten” (über 10.000 Schüler/-innen) geteilt. Dadurch entstanden 4 selbstständige Schulen:

  • Berufsschule für den Einzelhandel
  • Handels- und Höhere Handelsschule (zog sofort in die Grenzstraße um)
  • Kaufmännische Berufsschule für Kreditinstitute, Versicherungen und Industrie
  • Berufsschule für den Groß- und Außenhandel

1964
Am 1.4.: Ergänzung des Namens; seitdem heißt die Schule: Berufsschule für den Großhandel, Außenhandel und Verkehr

ab 1968

1968 
Die Berufsschule für den Großhandel, Außenhandel und Verkehr bezog am 10. Juli 1968 den Bauabschnitt mit den Aufgängen A, B und C ihres Neubaus an der Ellmersstraße. Vor dem Baubeginn hatte sich der ursprünglich für die Schule vorgesehene Standort im Stephaniviertel, wo jetzt südwestlich der  Stephanikirche ein ziemlich neues Schulgebäude abgerissen wird, an der Weser als zu klein erwiesen.

Das Gebäude war relativ preiswert, da für die Berufssparten der Schule keine Spezialräume erforderlich waren: 3,995 Mio. DM kostete dieser 1. Bauabschnitt mit Inventar und Gartenanlagen.

Der  planmäßige Unterricht im von  Oberbaurat  Almstadt geplanten Gebäude begann am 26. August 1968. Die ursprünglich vorgesehene Nutzung der Räume hat sich bis heute erhalten. Das „Arztzimmer“ im Erdgeschoss des Aufganges C wurde später lange Zeit von einer Abteilung des Hochbauamtes genutzt, was der Schule oft von Nutzen war.

Übrigens: Die 350 Schülertische der Aufgänge A, B, C (später für D um 80 ergänzt) waren eine Sonderanfertigung: Weil damals im Fach Buchführung zum Teil noch mit dem „Amerikanischen Journal“ gearbeitet wurde, waren Tische sehr groß: 150 x 60 cm. Außerdem wurden möglichst nicht zu beschädigende Oberflächen in Auftrag gegeben, was sich bewährt hat: In 35 Jahren musste nur 1 Tisch geschweißt werden.

Die ca. 2.000 Schüler/innen waren zu 40 % Großhändler, zu 20 % Außenhändler; 40 % gehörten zum Verkehr (Spediteure und Reeder/Makler).

Bauabschnitt 1

1970
Seit 1964 sah die Planung der Bildungsbehörde vor, dass an der Ellmersstraße ein neuer Schulstandort für unsere Berufsschule und die neue Wirtschaftsfachschule entstehen sollte.

Bauabschnitt 1

Diese Idee wurde dann im Mai 1970 mit dem 2. Bauabschnitt verwirklicht. Der 2. Bauabschnitt, der im Mai 1970 in Betrieb genommen wurde, war für eine Doppelnutzung vorgesehen: Das Treppenhaus D wurde für die Berufsschule und die Aufgänge E und F für die neu gegründete Höhere Wirtschaftsfachschule (HFW) gestaltet. Im Treppenhaus D (1.-3. Etage) hatte unsere Schule 4 kleine und 3 große Klassenräume und ein modernes Sprachlabor für 73.850,00 DM. Die zwischen den beiden Gebäudetrakten liegende  Aula wurde von beiden Schulen genutzt.

Und danach
 … blieb vieles so wie es bis heute ist.

Die Grundstruktur der Gebäude ist unverändert. Kleine und größere Änderungen wurden immer wieder vorgenommen. So wurden z. B. EDV-Räume geschaffen, Mobiliar wurde ersetzt, Präsentationsmöglichkeiten wurden verbessert, Instandhaltungsarbeiten wurden ausgeführt. Jüngst wurden alle Räume der Aufgänge D, E und F mit dem EDV-Schulnetz der BS GAV verbunden. Die EDV-Ausstattung wird den aktuellen Erfordernissen angepasst. Schulöffentliche PC-Arbeitsplätze für Schüler/innen werden eingerichtet.

Berufssparten der BS GAV

Nach Meinung der Schulbehörde war die Schule immer wieder das geeignete Versuchsfeld für neue Ausbildungsberufe. Man traute uns zu, dass wir wohl Lösungen finden würden.

Eine Übersicht über alle Spezialklassen der Schule:

Ausbildungsberufezeitliche Einordnung
Großhandel schon immer – noch immer
Außenhandelselbstständig ab Mai 1961
Verkehr (Klassen für Spediteure, Reeder/Makler)bis Herbst 1964 (dann geteilt)
Spedition (seit der Abtrennung der Reeder/Makler)selbstständig ab Herbst 1964
Reeder/Makler, später (8/80): Schiffahrtskaufleute selbstständig ab Herbst 1964
Reisebürokaufleute, heute: Tourismuskaufleuteselbstständig ab Aug. 1969
Datenverarbeitungskaufleute
(dafür Anschaffung 1 Philips-Computers für 98.300 DM) 
von Aug. 1970 bis Juli 1991
Doppeltqualifizierender Bildungsgang
(in Kooperation mit der FOS) 
Ein besonderes Angebot an qualifizierte Schüler:
In 2 „Realschul“-Klassen erwarben diese in 3 Jahren
ihren Berufsabschluss und die Fachhochschulreife.
von Febr. 1973 bis Jan. 1975
Berufsgrundbildungsjahrvon Aug. 1973 bis Juli 1975
Jugendliche ohne Ausbildungvon Febr. 1975 bis Juni 1976
Seegüterkontrolleure ab Aug. 1976 bis Juli 1999
Berufskraftfahrer (in Kooperation mit der BS Kfz)von Febr. 1983  bis  Juli 1984
Kaufleute im Eisenbahn- und Straßenverkehr (kurz: KiES)ab Aug. 1979 bis Juli 2000
Bürogehilfinnen, heute: Kaufleute für Bürokommunikation ab Aug. 1987 bzw. Aug. 1991
Werbekaufleute, heute: Marketingkommunikationselbstständig ab Aug. 1990
Eisenbahner im Betriebsdienstvon Aug. 1992 bis Juli 1998
Kaufleute für Verkehrsservice seit Sept. 1997

Das ist neu und zeigt, wie entwicklungsfreudig die Schule ist:
Das Bremer Institut für Handel und Verkehr e.V. als eine Kooperation unserer Berufsschule mit bremischen Ausbildungsbetrieben bietet seit August 2002 jungen Menschen aus den Bereichen Außenhandel, Verkehr/Spedition, Großhandel und Marketing die Möglichkeit, parallel zu ihrer kaufmännischen Berufsausbildung einen Abschluss als Betriebswirt/in der genannten Branche zu erwerben.

HfW – „Ableger“ der Berufsschule?

Die 1963 gegründete „Höhere Wirtschaftsfachschule“ (kurz: HWF) war viele Jahre hindurch sehr eng mit unserer Berufsschule verbunden:

  • Zahlreiche Dozenten dieser neuen Fachschule waren zuvor Lehrer unserer Berufsschule: Die späteren Professoren Wolfgang Bachmann, Ernst Fleßner, Hans-Eberhard Kemnitz, Bernd Küppers, Diether Meyer-Wegener und Friedrich Schneider waren gewissermaßen die „Gründungsväter“ der neuen Institution.
  • OStD Günther Michaelis, Direktor unserer Berufsschule, war in Personalunion der erste Leiter dieser  Höheren Wirtschaftsfachschule.

Die „Höhere Wirtschaftsfachschule“ wurde irgendwann Wirtschaftsakademie, später hieß sie Hochschule für Wirtschaft und ist nun Teil der Hochschule Bremen. (Ich habe mal scherzhaft Herrn Prof. Schneider den Unterschied zwischen der ursprünglichen Höheren Wirtschaftsfachschule und der Hochschule für Wirtschaft „verklart“: Die 3 Buchstaben HWF wurden getauscht zu HfW / aus Direktor wurde Der Rektor.)

Die Räume der Treppenhäuser E und F des 2. Bauabschnittes wurden nach den Erfordernissen der HWF gestaltet: einige kleinere Seminarräume im 1. Geschoss und in der 2. und 3. Etage die größeren Hörsäle. Die HWF hatte eigene Verwaltungsräume mit „edlem“ Direktorat und Dozentenzimmer. Im Kellergeschoss des Treppenhauses E wurde für den störungsfreien Betrieb eines Großrechners ein vom übrigen Gebäude unabhängiges gewichtiges Fundament hergerichtet. Im Erd- und Untergeschoss des Aufganges D hatte die HWF eine große Bibliothek mit Leseraum, verbunden durch eine eigene Wendeltreppe.

Gäste an der BS GAV

Nach dem Auszug der HWF/Wirtschaftsakademie wurden die frei gewordenen Räume mit anderen Nutzern belegt; denn selbst zur „Hoch“zeit der Berufsschule mit ca. 2.500 Schüler/innen waren nicht immer alle Gebäudeteile erforderlich. Gäste waren u. a.

  • Allgemeine Berufsschule
  • Berufsschule für das Nahrungsgewerbe mit je einem  gut ausgestatteten Bäckerladen und Fleischerladen, einem Lehrrestaurant im Erdgeschoss des Treppenhauses F und einem Hotelzimmer
  • Wissenschaftliches Institut für Schulpraxis (WIS)
  • Volkshochschule Bremen
  • Kaufmännische Berufsschule für Kreditinstitute, Versicherungen und Industrie. Sie nutzte eine Zeit lang nachmittags unser Gebäude, als der Block D des BBZ von Asbest „befreit“ wurde.
  • SZ Walliser Straße
  • SZ Grenzstraße

Kunst am Bau

Für den 1. Bauabschnitt gab es neben einigen künstlerischen Vasen für die Verwaltungsräume auch 14 Holzschnitztafeln des Grollander Künstlers und Professors der Kunstschule Bremen, Theodor  Schultz-Walbaum. Der Künstler hat regelrechte Szenen „komponiert“ und sie in 130 x 100 bzw. 200 cm große Tafeln aus  Lindenholz geschnitzt und dann mit Pastellfarben koloriert.

 Die Tafeln sollten laut Auftrag Bezug zur Schule haben. Also gibt es neben Tafeln über den Hafen, z. B. das Bild der 1. Containerbrücke Europas von und für „Sea-Land“,  auch Darstellungen bremen-spezifischer Welthandelsgüter.

Für den 2. Bauabschnitt gab es 1972 eine Ausschreibung: Für ca. 75.000 DM sollten relativ große Kunstwerke für das Außengelände (vor dem Eingang oder für den Innenhof) geschaffen werden. 3 Entwürfe im Maßstab 1 zu 5 wurden eingereicht:

  • Alice Peters-Jonescu  sah eine Pyramide aus Alu-Blech und Alu-Guss vor.
  • Carsten Bruhns entwarf einen Kandelaber aus Winkelbalken und Kugeln.
  • Ulrich Conrad schuf das, was als Modell erhalten geblieben ist und im Lehrerzimmer auf dem Seitenschrank seinen Platz gefunden hat: Das 80 cm hohe Steingebilde (graue Lava) soll die 3 Sparten GAV symbolisieren, welche die Weltkugel tragen.

Keiner der 3 Entwürfe gefiel den Gremien – Deshalb wurde keiner der Vorschläge verwirklicht.

Schulleitungen und Verwaltungen

Kaufmännische Lehranstalten

SchulleiterZeitraum
Herr Feldmann 
Herr Dr. Siemsenbis 1963
StellvertreterZeitraum
Hermann Meyer (Abteilungsleiter für GAV)1951 – 1963
Günther Michaelis (Abt.-Stellvertreter)1961 – 1963

Berufsschule für den Großhandel, Außenhandel und Verkehr

SchulleiterZeitraum
Günther Michaelis1963 – 1971
Curt-Wilhelm Bömermann1971 – 1985
Alfons Schukai1985 – 1992
Hans-Jürgen Mey1991 – 2006
Richard Windhorn2006 – 2007
Claus Oellerking2007 – 2011 und 2012 – 2015
Cornelius Bohlmann2011 – 2012
Katja Ollmann 2015 –
StellvertreterZeitraum
Wilhelm Janke1963 – 1969
C.-W. Bömermann1969 – 1971
Siegfried Wehrmann1971 – 1996
Richard Windhorn1997 – 2007
Cornelius Bohlmann2009 – 2011
Katja Ollmann2013 – 2015
Axel Menne2015 –

„Nichtunterrichtendes Personal“ Ellmersstraße

VerwaltungZeitraum
Frau Hünecke60er Jahre
Frau Schwarz60er Jahre
Frau Rubow70er Jahre
Frau Depmeyer1970 – 1982
Frau LiebeAnfang der 70er Jahre
Frau WelzelAnfang der 70er Jahre
Frau Berndmeyer1973 – 2008
Frau Weiß1982 – 2006
Frau Maaß2006 – 2007
Frau Voßab 2007
Frau Möhring2009-2011
Frau Raaschab 2016
Hausmeister/-inZeitraum
Herr Franke60er / 70er Jahre
Herr Wittgrefe1976 – 1996
Herr Debbe1996 – 1999
Frau Mehrtensab 2000
Herr Güttlerab 2008
Herr Bätjerab 2013
Herr Girginab 2017